Das ewigwährende Versprechen. Ledisi ist eigentlich der/die ultimative “Soul Singer”, konnte aber seit ihrem gleichnamigen, famosen 2001er Debut nie wieder an die damals gegebene Verheißung anknüpfen. „Soul Singer“ ist immer noch ein Standard-Werk des Indie Soul/Jazz – und Ledisi immer noch auf der Suche nach dem Weg zurück in die Zukunft. Und nun also „Turn Me Loose“. Inzwischen Grammy-registriert stehen der Lady die Türen der großen Studios, inklusive den darin ansässigen Produzenten, offen. Chucky Thompson, Jimmy Jam & Terry Lewis, Raphael Saadiq – Herren, die irgendwann einmal in der Lage waren bedeutende Werke des modernen Soul in Szene zu setzen, bemühen sich nun in irgendeiner Weise der großartigen Stimme der Ledisi gerecht zu werden. Dazu gesellen sich einige junge Wilde (The Frye Dept.) und mit Rex Rideout der aktuell maßgebliche Produzent, wenn es gilt gediegene Tonfolgen zwischen Soul und Jazz mit einem besonders edlen Finish zu überziehen. Doch die Vorgabe hieß nicht Jazz, sondern Funk und Rock – Nostalgie anstatt Moderne. Derartig ausgerichtet läßt sich die Frau die R&B Zügel einer Chaka Khan anziehen – kraftvolle Beatz mit deutlichem Rock-Unterton, dazu funky Harmonien, die deutliche Reminszenzen in Richtung der großen C.K. vorweisen können. Grundsätzlich kein Problem, auch nicht für die eher feinsinnigen Tonfolgen zugeneigten SonicSoul Gehörgängen. Doch die Verantwortlichen versäumen es die Aufforderung des Albumtitel in die Tat umzusetzen – wirklich frei und ungebunden darf sich die Ledisi nur in ihrer fulminanten Bearbeitung des Buddy Miles Klassikers „Them Changes“ gebärden . Nicht halb und auch nicht ganz, sicher solide, kompetent und wohltemperiert tönend – dennoch verbleibt „Turn Me Loose“ irgendwo im Niemandsland des an Verkaufszahlen orientierten Quasi-Soul. Was bleibt ist das Versprechen.
Wertung: 6,5/10
www.ledisi.com
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