CHARLES BRADLEY „Victim Of Love“ (Daptone)

Was lange währt…! Besonders treffend, wenn es gilt die Geschichte des Charles Bradley zu erzählen. Gerade mal 63jährig wurde er entdeckt, irgendwo in Brooklyn, als er seiner liebsten Beschäftigung nachging und den James Brown in einer Tribute-Show namens „Black Velvet“ zum Besten gab. Der Rest ist Geschichte, aus der wir uns nun mittels des zweiten Teils mitfühlig machen können. Im 2011er Debut warf der Mann seine gesammelten Erfahrungen aus über sechzig mit Leid und Last angefüllten Jahren in die Waagschale – das Hör-Erlebnis war eine konzentrierte Soul-Attacke, die für allerhöchste Aufmerksamkeit inmitten blasierter Retorten-R&B´ler sorgen konnte. Einer der erlebte, wovon er singt, aus echtem Schrot und Korn, dazu irgendwie unbeugsam und stark. Nach dieser Art der Vergangenheitsbewältigung, steht „Victim Of Love“ hörbar für den Ausblick in eine sonnigere Zukunft. Wie schön für den Charles und wie angenehm für uns, die wir uns jetzt an einem vorzüglich aufbereitetem Soul-Food laben können, dessen musikalische Grundzüge von der immer treffsicheren Menahan Street Band abgesteckt wurden. Volltönender 60/70´s Soul – straighter R&B auf Funk-Basis, knietief in Gefühligkeit taumelnde Slow-Burner, taufrisch wiedererschaffene Reminiszenzen an die hohe Zeit des Norman Whitfield, dessen Psycho-Sound-Spektrum immer noch auf allgemeiner Reanimation wartet. Natürlich auf natürlichen Musikmachern eingespielt und mit einem Frontmann, dessen dickes Herzblut den Besuch in seiner Soul-Erlebniswelt zu einem unbestreitbaren Muß werden läßt.
Wertung: 8,5/10
Info: www.thecharlesbradley.com
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