Herbie Hancock 2014. Live in der legendären Hollywood Bowl. Das ganz große Aufgebot. Vince Mendoza und sein vielstimmiges Orchester, dazu ein Mann am Flügel. Hitparade auf höchstem Niveau – ein Video dazu („Tell Me A Bedtime Story“) kursiert dazu bereits im Netz und führt uns so direkt zu „Fat Albert Rotunda“ – genau jenem Hancock Album aus dem Jahr 1969, dass eben diesen „Tell Me…“ Slow-Moving-Pop-Soul-Jazz erstmals veröffentlicht. „Fat Albert…“ war sein erstes Album für Warner Bros. , ist entsprechend in der hier vorzustellenden Box enthalten und zeigt den Meister in seiner Rolle als Macher des allgemein gültigen Jazz-Funk-Pop-Soul-Jazz. Tauglich für Film und Fernsehen, für Auto und Club, für Sommer und Winter. Ein Erfolg. Doch der rastlose Artist dachte nicht daran, diesem Konzept weiter zu folgen, sondern folgte den kreativen Freiheiten des Jazz. „Mwandishi“ kennzeichnet einen Wandel auf allen Ebenen – ein vielfach elektronisches Instrumentarium, ungezwungenes Improvisieren in großangelegten Zeiträumen zwischen 10 und über 20 Minuten, Musik als Ausdruck eines neuen Lebensgefühls. Kein Leichtgewicht, aber perfekt als Einstieg in duselnde 70ger. Noch ein Schritt weiter und dann der Schlussstrich – jedenfalls für die Partnerschaft zwischen Warner und Hancock, denen die tönenden Ausflüge zwischen Himmel und Erde doch eine Nummer zu weit gingen. „Crossings“ bringt mehr Synthesizer, mehr Impro, mehr Geist, aber weniger Bodenhaftung. Die fand der Herbie dann im nächsten Schritt seiner Karriere. Die bunten Sounds münden geradewegs in den knalligen Funk der „Headhunters“, aber damit beschäftigen wir uns dann beim nächsten Mal, nicht wahr. Rhino? Für heute aber bleiben wir bei unserer Empfehlung für die Freunde der Kunst. Übrigens: das beiliegenden Booklet ist umfangreich und die Gestaltung der Box sehr gelungen. Dafür einen Extrapunkt.
Info: www.herbiehancock.com
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