Schon wieder Freitag. Und dann auch noch mit Musik dazu. Muss das sein? Sollte sich gerade in dieser Stunde diese Frage stellen, dann bitten wir innezuhalten und nicht vorschnell die scheinbar logische Antwort herauszuposaunen. Erst hören, dann reden. So geht’s.
TROMBONE SHORTY „Come Back“
Den richtigen Umgang mit der Posaune überlassen wir dann ganz dem Troy Andrews, der seit geraumer Zeit als Trombone Shorty die Brücken vom Jazz zu Funk zu Soul zu Sonstwas schlägt. Natürlich mit Erfolg. Als Shorty war er schon mit seinem Instrument an den Rund-Umzügen in New Orleans beteiligt, besagt sein Lebenslauf – ein Umstand, der ihm das Shorty einbrachte. Nun denn, genug vom Drumherum, denn ein neues Album („Lifted“) steht ins Haus und mittels „Come Back“ läßt er ein paar Takte daraus hören. Allgemein kompatible Soul-Jazz Klänge mit gelegentlich gewollten Earth, Wind & Fire Anklängen und ordentlich (Luft)Druck aus allen Abteilungen.
JUANITA EUKA „Mboka Moko“
Auf ähnlichem Terrain. Soul, Jazz – funky eingestielt und mit einer amtlichen Afro-Beat-Grundierung. Juanita Euka stammt aus dem Kongo, ist aber seit einigen Jahren von London aus aktiv. Ein Umstand, der „Mboko Moko“ überaus gut ins Sound-Gesicht steht. Fließender Groove, umherschwirrende Bläser, weltumspannendes Arrangement.
SOUND OF SUPERBAD ft. MONIQUE MISSVOCALZ „A Little Something“
Sassy P und Andy Welland haben’s wieder getan und einmal mehr den Sound Of Superbad gebraut. Im Tempo reduziert, in der Wirkung optimiert. Die vielfache Erfahrung als DJ zahlt sich aus, denn das Duo drückt exakt die passenden Knöpfe und hat zudem ein glückliches Händchen mit Wahl der Monique MissVocalz als führende Stimme. Außerdem haben die gelegentlichen Beigaben aus dem Art Of Noise Fundus die geplante Wirkung, so dass sich das „Little Something“ fast unmerklich festsetzt.
SEARCHLIGHT ft. [ K S R ] „We Could Be More“
Läuft gerade bei FallenTree 100. Das Label, das dem legendären Sound-Schmied Goldie zugeordnet wird, kommt uns immer wieder mit tollen Musiken entgegen – zuletzt mit The Degrees und jetzt wieder mit einem neuen Auftritt des Searchlight Duos Cian McCann & Dom Purcell. Soul, elektronisch ausgespielt – ein zeitgemäßes Update des einst überstrapazierten Nu/Neo/Alternative/Prog Soul Etiketts. Zudem verfehlt das Gefühl in der Stimme des [ K S R ] (eigentlich Roosevelt Kazaula Sigsbert aus Manchester) seine Wirkung nicht.
BRIAN JACKSON „All Talk“
„This Is Brian Jackson“. Aha. Ein Artist stellt sich (wieder mal) vor! Brian Jackson, einst führender Musiker im Verbund mit Gil-Scott-Heron, danach imemr wieder in/auf diversen Umfeldern aktiv und im vergangenen Jahr gar einer der Protagonisten der ersten Runde der Jazz Is Dead Einspielungen des Duos Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad. „All Talk“ gibt’s zum Einstieg – dabei gibt’s um den überaus runddrehenden Groover überhaupt nicht viele Worte zu verlieren. Fliegender Flötenton, lockerer Beat, einladende Melodie. Und für den Tanzabend bietet der Opolopo obendren zwei zugespitzten Remixe an, die unverzüglichen den erwünschten Tanz-Reflex auslösen.
ANDERS KOPPEL „Mulberry Street Symphony“
Achtung: schwerwiegend! Der Anders Koppel, langjährig erfahrener Jazz-Musiker aus Dänemark, lädt ein. Auf dem Programm steht eine 7-teilige Suite für Orchester und Jazz-Trio. Es spielen: Benjamin Koppel, Alt-Saxofon, Sohn des Anders, aber schon selbst mit ausreichend Meriten im Gepäck – dazu das überaus versierte Rhythmus Duo Brian Blade (Schlagzeug) und Scott Colley (Bass). Und der Rundum-Klangköper des Odense Symphony Orchestra unter der Leitung von Martin Yates. So weit, so vielversprechend. Doch nicht im Ansatz vorbereitend auf das, was uns Komponist und Arrangeur Anders Koppel aufbereitet hat. Inspiriert von Fotografien des Jacob Riis, der anno 1870 nach Amerika auswanderte und mittels seiner Bilder nachhaltigst die Schattenseiten des Lebens vor Ort dokumentiert hat. Koppel findet dazu umfassende Klang-Welten, die sich stets verändern, anpassen, umher treiben und zur Ruhe kommen. Während das Orchester sich exakt an die Vorgaben der Partitur hält, findet das Trio weitläufige Wege, um improvisierend die Geschichten zu erzählen. Kein einfach Ding, aber umfassend lohnend, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Passend dazu gibt’s alles Wissenswerte zur „Mulberry Street Symphony“ in einem umfangreichen Booklet, dass CD und Vinyl beiliegt.
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