WEDNESDAY’S NOT TO BE MISSED SELECTION mit CONIC ROSE „Gleisdreieck“ – NATHAN DE’SHON MYERS „Found My Joy“ – WILL DOWNING „Kinda Guy“ – ANNABELLE FREEDMAN „Breadcrumb Libations“ – SAULT „11“ – STR4TA „Str4tasfear“ – LIUN + THE SCIENCE FICTION BAND „Lily Of The Nile“ – STEPHANIE LOTTERMOSER „In-Dependence“


Besondere Zeiten erfordern (und erlauben) besondere Maßnahmen. Unter den Bedingungen des Q bleibt uns auch kaum eine andere Alternative, als auf herumwandernde Wortklaubereien zu verzichten, um stattdessen allein durch die Erwähnung der
Artisten, und den dazugehörenden Aktuell-Musiken, eine gewisse Aufmerksamkeit herzustellen. New & Noteworthy, sozusagen.
WILL DOWNING als der Prince Of Sophisticated Soul. Als „Kinda Guy“ gibt er uns eine weitere Wohlfühl-Soul-Audienz, die im Verlauf der Vorstellung gar eine ungewohnte Dynamik entwickelt. Gut so wie’s ist.
NATHAN DE’SHON MYERS, ein Mann mit schulmäßiger Stimm-Bildung und daher auch schon mal auf eine Bühne mit Oper zu hören. Nun meint er, dass er seine Bestimmung gefunden hat. „Found My Joy“ ist das Album dazu. Absoulute Star-Besetzung mit Jazz-Funk-Gospel Background. In seinen besten Momenten voller Saft und Kraft.
SAULT basteln weiter an ihrem/ihren/seinem Legenden-Status. Zum Monatsanfang gab’s einen weiteren Überraschungs-Auftritt. Natürlich gleich 5fach. Überwältigend und unüberwindbar. Starten wir also mit „Untitled (God)“ und vor auch mit „11“. Hier kehren die Macher zurück zu den Song-Wurzeln des Projekts, dessen Hauptakteur wohl Produzent Inflo ist. Ein weites Feld breitgefächerter Ideen und Ansätze, immer dann am wirkungsvollsten, wenn irgendwo der Geist der Sade Adu in den Kulissen erkennbar zu sein scheint. Für Stunden der inneren Einkehr.
STR4TA – das Projekt von Jean-Paul Maunick und Gilles Peterson. Die Re-Vitalisierung britischer Jazz-Funk Tugenden der frühen 80er. Auch im zweiten Teil namens „Str4tasfear“ durchaus vergnüglich – ordentlich Bass, flotte Rhythmen, leichlaufende Hooks Gute Unterhaltung.
STEPHANIE LOTTERMOSER spielt das Saxofon. Und singt dazu. „In-Dependence“ kommt irgendwie mit Jazz, dezentem Funk-Einschub – auch mal mit einem Pop-Flirt in der Oberhand. Klare Strukturen, hochwertiges Musizieren, Qualität für alle Tage.
ANNABELLE FREEDMAN, oder doch Maginnis? Sei’s drum. Wichtiger für uns sind die „Breadcrumb Libations“, die sie auf auf ihrem neuen Album serviert. Singer/Songwriter unter Einfluss. Hier mal Jazz, dort ehr Folk, vorsichtige Annäherungen an RnB/Hop und so weiter. Immer spannend. Auch durch die vorzüglichen Arrangements, die die Frau, die eben auch die Violine beherrscht, entsprechend inszeniert. Jederzeit eine lohnende Entdeckung.
CONIC ROSE spielen im „Gleisdreieck“. Eben dort treffen die 5 Musiker:innen (deren Fertigkeiten übrigens immer gern für Zusammen-Arbeiten mit diversen Berühmtheiten der bundesdeutschen Jazz-Pop-Szenerie angefragt werden) auf eine Vielzahl von Einflüssen, die sich allesamt in einem weitläufigen Jazz-Kontext wiederfinden. Instrumentale Ausflüge, bei denen gern die Trompete für die Tonfolgen bestimmt, deren Laufrichtung aber stets unvorhersehbar bleibt. Elektronsche Grundtöne, filigrane Beatz, wandelnde Gitarre – in den Tiefen des „Honeylake“ begegnen sich wundersame Sound-Kreaturen und fantasievolle Abenteuer.
LIUN + THE SCIENCE FICTION BAND. Mehr Jazz aus der Region, sozusagen. Wer immer nur „London“ sagt, wenn er über neuen Jazz reden möchte, dann sind Schätze, wie die „Lily Of The Nile“ ganz sicher an ihm/ihr vorbeigerauscht. Schade für’s Verpassen. Denn das hier verantwortliche Duo aus Lucia Cadotsch (Words + Vocals) und Saxofonist Wanja Slavin (Music + Saxophone) hat in ganz eigener Manier (un mit allem gebotenen Ernst) ein jazz-Album fabriziert, dessen großformatig arrangierte Songs in der Lage sind Brücken zu schlagen, über die schon lange kein Musiker mehr gegangen ist. Kraft- und eindrucksvoll, zwischen hymnisch und zart vertont, kein Ding für den lauschigen 5-Uhr Tee, sondern erst richtig gut, wenn die Aufmerksamkeit in Gänze in Beschlag genommen werden darf. „Let’s Make Love“!

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