JILL SCOTT „The Light Of The Sun“ (Warner)

Sonderstatus. Wenn es gilt in der Welt des neuen Soul die Damen zu benennen, denen es gelingt überzeugende Musiken mit einem ebensolchen Auftritt zu vereinen, dann wird ihr Name in der Kürze der Aufstellung nicht fehlen. Erykah ist manchmal gar zu merkwürdig, Lauryn immer noch mit ihrem Privatleben beschäftigt (zuletzt konnte sie als Partnerin des Ron Isley in einer famosen Version von Bacharach´s „Close To You“ überzeugen) – also Jill, die als Miss Jill Scott zwar mittlerweile auch in die Jahre gekommen ist, sich aber gegen jedwede Weisheit immer noch erfolgreich sträubt. Davon berichtet sie uns auch in ihrem aktuellen Werk, dass uns das Licht der Sonne näherbringen soll (oder eventuell bei Sonnenlicht auch besser klingt), dann aber diesem Anspruch nur in wenigen Momenten gerecht werden kann. Klar, ein jeder geht mit anderen Erwartungen ins Rennen – sicher wird Frau Scott mit den feinsten Huldigungen bedacht und ihre vermeintliche Kreativität in strahlendsten Farben beschrieben werden – sicher, auch „The Light…“ hat durchaus wohltönende Aha-Sie-Kann-Also-Doch-Wenn-Sie-Will-Momente, doch bei mir kommen meist nur lässig-nachlässig sich bewegende Grooves an, denen zwar ein gewisser Seelen-Gehalt nicht abzusprechen ist, deren lose Enden sich aber irgendwo im Soul-Nirvana verlieren. Hier die bodenständige Hip-Hop-Basis, dort eine Piano-Streicher Solo Ode an übergeordnete Institutionen, dort ein wenig Nostalgie und fremdartiges Klangmaterial und ganz da drüben eine Portion Klartext („Womanifesto“). Aber ganz wenige Songs, für die ein Verweilen lohnt – so geschehen bei „So In Love“, einem butterweich fließenden Duett mit Anthony Hamilton und dem schwer schleppenden, mit Blues und Jazz getränkten, „Rolling Hills“, in dem Jill auch noch ganz nebenbei daran erinnert, dass sie eigentlich mit einer formidable Stimme ausgestattet ist, die dringend nach dem passenden Songs verlangt.

Wertung: 6/10
www.missjillscott.com
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