Der Mann spielt die Trompete und sein Ton zählte in der Gemeinschaft des Modern-Jazz zu den wichtigen. Aber in den tiefen seines Inneren wollte er immer mehr – ein Ausbruch aus den allzu engen Zirkeln des Jazz, ein Überschreiten möglichst vieler Grenzen, ein Herausfordern von Gewohnheiten. Möchte sich Nicholas Payton mittels dieses Streben und Drängens in die heiligen Hallen der großen Jazz-Artisten schlängeln? Schließlich hat es Tradition, dass sich der wahre Künstler jede Stil-Kapriole Untertan machen darf – nun also Mr. Payton, der im Albumtitel den Miles auf den Plan ruft und sich inhaltich an der öffentlichen Seelenpein eines Marvin Gaye orientiert, der einst mit „Here My Dear“ seinen Trennungsschmerz publik machen wollte. Damit sind die musikalischen Pole von „Bitches“ markiert. Ein Anflug von Jazz , eine moderne Soul-Note, die sich an den Errungenschaften des Hip-Hop entlang hangelt und dazwischen einen Seitenblick in Richtung des frühen Prinzen wagt. Ein Vergleich, der sich übrigens auch auf die einsamen Studio-Zeiten bezieht, die sich der Künstler für das Erschaffen seines Werkes auferlegt hat – Payton bedient die Synthies, die Rhythmusabteilung und seine Trompete, dazu erhebt er mit gebremstem Schaum seine passable Stimme, die er Angesichts eines fehlenden Volumens gern von Esperanza Spalding, N´Dambi, Cassandra Wilson, Chinah Blac und Saunders Sermon unterstützen läßt. Die Grooves sind sperrig, die Elektro-Abteilung hat die Arrangements fest im Griff und Hooks lassen sich nur ungern festlegen, ganz die große Kunst eben. Seine Firma konnte diese Erkenntnis übrigens nicht teilen und verweigerte sich – daher benötigte „Bitches“ eine gewisse Zeit der Reife, um nun endlich auch eurem CD-Spieler zur Verfügung zu stehen. Ein wenig Geduld sollte nun auch der Einsteiger ins Rotlicht-Viertel des Nicholas Payton mitbringen – ansonsten bleibt der Zutritt verweigert.
Wertung: 7/10
Info: www.nicholaspayton.com
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