MIKE DI LORENZO „Play It Cool“ – DOC CITY ft. EVELYN WRIGHT „What Love Is“

Spielen wir’s mal wieder auf die weiche Tour. Also immer schön cool bleiben, zurücklehnen, zuhören und spüren wie des Tages Last mit jedem Takt sich von den Schultern löst. Nett, nicht wahr? Natürlich ist’s nicht so simpel, denn allzu oft wird der geneigten Hörerschaft gar übel mitgespielt. Immer dann, wenn die smoothen Grooves in geradezu vor-prgrammierter Manier ihre Knöpfe drücken, die Songs in austauschbarer Gleichgültigkeit abgespult werden, ist die schnellstmögliche Betätigung des Mute-Schalters die einzige Möglichkeit unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Aber es gibt sie noch – die guten Beispiele, die den nachweis erbringen welch‘ Wohlklang dem Zusammenspiel von flauschigen Soul-Jazz entspringen kann. Lassen wir zum Beispiel dem DOC CITY (der Clarence Taylor ist im richtigen Leben tatsächlich Arzt…) erläutern „What Love Is“. Seine Sprechstundenhilfe gibt in diesem Fall die EVELYN WRIGHT, die fester Stimme keine Fragen offen läßt, während ihr Chef rundherum eine wunderbarst gestaltete Produktion, inklusive Sprinkel-Piano und Trompeten-Solo, platziert. Hören wir gerade sehr gern. Das Original stammt übrigens von Erin Boheme, die 2006 ihr Album entsprechend benannt hat. Auch der MIKE DI LORENZO weiß genau was es braucht, um den gemeinen Smooth-Jazz-Fallen zu entkommen. Selbstredend geht’s nicht ohne ein paar feine Songs (gern auch eine ausgewogene Mischung aus Klassikern der Branche und einigen Beispielen aus eigener Feder), einer solide aufspielenden Band, deren Mitglieder auch gern mal ihr solistisches Können beisteuern und (ganz wichtig!) eine handverlesene Auswahl hochkarätiger Stimmen, die für’s nachhaltige Gelingen geradezu unabdingbar sind. Tastateur Di Lorenzo hat in allen Abteilungen ganze Arbeit geleistet. Songs mit Charakter, spielstarte Side-Man und mit Anna Moore, Sonna Rele und Denise Stewart ein Vokal-Trio, deren Klasse jegliche Gefühls-Neigung mit den wichtigen Ein- und Ausdrücken überlegen elegant mitgeht.