Hatte durchaus seine besonderen Momente, das Jahr 1972. Aus pop-musikalischer Sicht liegt mir aktuell zwar kein persönliches Hi-Lite vor, aber dafür gibt´s jetzt „Blue 72“. Die Wichtigkeit stellt selbstredend schon die Tatsache dar, dass das Jazzhole Trio (Warren Rosenstein, John Pondel und natürlich Vokal-Matador Marlon Saunders – bedauerlicherweise aber nur bei 4 Titeln)) uns nach über 7-jähriger Abstinenz endlich wieder mit ihren Jazz-Soul-Sound-Wohltaten einfangen kann. Mit der gewohnt zurückhaltenden Lässigkeit, die von dem sicheren Gefühl musikalischer Überlegenheit durchweht ist, nahmen sich die 3 eine Auswahl der Hits des oben genannten Jahrgangs vor – der eindeutige Schwerpunkt lag dabei auf Schwermut, so dass „Blue 72“ sich schon von vornherein perfekt als Begleitung für die diesjährige Herbst-Winter Tristesse eignet. Jazzhole bahnen sich ihren Weg durch Philly-Soul-Perlen, wie „Drowning In A Sea Of Love“ oder „If Loving You Is Wrong“ – begegnen dann den Gebrüdern Gibb, Elton John, America und Carly Simon (deren You´re So Vain“ unter der Stimme von Marlon Saunders, und der äußerst delikaten Bearbeitung durch alle Beteiligten, allein schon die Anschaffung des Albums lohnt), und erinnern an Pop-Zausel vom Schlage eines Gilbert O´Sullivan. Wer sich nun mit unwohligem Schaudern abwenden möchte, dem sei mit allergrößter Deutlichkeit gesagt, dass die 9 „mostly sad songs“ mit der Jazzhole-eigenen Eleganz überzogen wurden – gepflegte Feinheiten aus den Abt. Arrangement und Produktion durchziehen das gesamte Angebot und instrumentale Akzente (u.a. von Gast-Saxofon-Spieler David Binney) erfordern jederzeit eure spezielle Aufmerksamkeit. Nicht bestimmt für Oberflächen-Hörer. Und beim nächsten Mal erwarten wir gern auch wieder ein paar Jazzhole-Originale.
Wertung: 8/10
Info: www.jazzhole.net
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